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Pai

Nach langem Hin und Her hab ich mich entschieden ein paar Tage nach Pai zu gehen. Pai ist ein kleineres Ort, 3 Stunden mit dem Minibus nördlich von Chiang Mai und unter Touristen sehr beliebt, hauptsächlich wegen seiner Party- und Drogenszene. Weil ich mir nicht mit zugedröhnten und besoffenen Touristen ein Hostelzimmer teilen möchte und auch sonst nicht viel Zeit im Ort selbst verbringen möchte, habe ich mich für eine Privatunterkunft etwas außerhalb von Pai entschieden. Trotz Berg- und Talfahrt und ca 700 Kurven (irgendein Blogger hat sich den Spaß gemacht und hat sie gezählt, um andere Reisenden auf die Magenherausfordernde Fahrt vorzubereiten) komme ich sehr entspannt in Pai an. Weil ich schon weiß, wann ich zurück nach Chiang Mai fahren möchte, organisiere ich mir direkt mein Busticket für die Heimfahrt und laufe mit meinem Gepäck 25 Minuten zur Unterkunft. Eigentlich hätte es nur 15 Minuten gedauert, aber ich bin erst in die falsche Richtung gelaufen und habe mehrmals kurze Pausen gemacht, weil es recht steil hochging. Obwohl meine Hosts kaum bis kein Englisch gesprochen haben, ging der Check-in super. Meine Hütte ist sehr einfach und es gibt ein paar Riesenameisen, kleine Spinnen und Geckos als Mitbewohner. Trotzdem fühlt es sich nach mega Luxus an, ein eigenes Zuhause und ein eigenes Bad zu haben, und das umgeben von Reisfeldern, Dschungel und jeder Menge freundlicher Hühner, die den Eigentümern gehören.

Neben seiner Party- und Drogenszene ist Pai auch für stark bandagierte Touristen bekannt, die hier Scooter fahren lernen, sich und die Straßenverhältnisse dabei überschätzen und deswegen bandagiert durch die Straßen humpeln. Weil ich noch nie Roller gefahren bin, die Scooter hier eigentlich nur mit Motorradführerschein zulässig sind, alles ziemlich kurvig und steil ist und ich mich noch immer nicht ganz mit dem Verkehr anfreunden kann, bin ich zu Fuß unterwegs und fühle mich damit sehr wohl. Wenigstens ist mein Schweiß stolz verdient und nebenbei spare ich noch ein paar Moneten.

Mit Bangkok und Chiang Mai ist meine Toleranz für Städte grad sehr ausgereizt. Für Pai habe ich mir 2 Touren ausgesucht, die sich auch gut zu Fuß machen lassen und die vor allem in der Natur sind.

Die Wanderung zum Wasserfall hab ich nur zur Hälfte gemacht. Der offizielle Weg ging an vielen Stellen durch den Fluss. Nach 4 km bin ich wieder umgekehrt, weil es zu regnen angefangen hat und die Flüsse hier (vor allem in der Regenzeit) sehr schnell überschwemmen können. Außerdem wurde der Weg insgesamt sehr abenteuerlich und riskant, dass ich mich allein nicht mehr so wohlgefühlt habe, weiterzulaufen.

Meine andere Tour ging zum Big White Buddha, einer Riesenstatur mit kleiner Tempelanlage auf dem Berg und jeder Menge Treppen. Und zwar ganz genau 543 Treppenstufen. Dafür war der Eintritt kostenlos und, weil ich mal wieder alles gelaufen bin, auch der Weg dorthin.

Außerdem bin ich für ein Abendessen mit Catherine verabredet, die zeitgleich in Pai ist, sich aber ein Aktivhostel ausgesucht hat.

Nach meinem Abendessen mit Catherine bin ich noch mehr happy mit meiner eigenen kleinen Hütte außerhalb von Pai. In ihrem Hostel hat sie in 2 Nächten so ziemlich all das erlebt, was ich nicht haben wollte: Betrunkene, kotzende und zugedröhnte Leute, Reisende, die sich alle gegenseitig abchecken und im gemeinsamen Schlafraum Sex miteinander haben und aggressive Hunde, die zum Hostel gehören und ihr Abends als sie heimkam, in die Hose gebissen haben.

Neben meinen Halbtagstouren und Essensgängen zu den zwei Restaurants in der Nähe, verbringe ich viel Zeit vor und in meiner Hütte, genieße die Ruhe, ein sehr bequemes riesiges Bett, lese, mache Yoga und telefoniere lange mit Sarah.

Die 2,5 Tage gehen sehr schnell vorbei und der Weg zurück zur Bushaltestelle diesmal ohne Umwege oder Pausen. Die Fahrt zurück nach Chiang Mai verging ebenfalls wie im Flug. Neben mir saßen 2 Deutsche mit denen ich mich lange und viel über Arbeit, Schule, christliche Schule und schlussendlich über Glaube und Christsein unterhalten habe.

Ich brauche zwar immernoch Zeit um in diesem neuen Lebensstil als Backpacker und vorläufig Heimatlose anzukommen, aber mich begeistern die vielen tiefe und offene Gespräche, die ich bisher schon über Glaube und Jesus hatte. Ja, es braucht Mut auf die Fragen von anderen Reisenden „warum bist du denn 2 Jahre unterwegs, was hast du alles vor und wie finanzierst du das, und warum ausgerechnet 2 Jahre?“ zu antworten und zu erklären, dass ich kein typischer Backpacker bin. Bisher hat es aber jedes Mal zu sehr genialen Gesprächen oder überraschten und nachdenklichen Reaktionen geführt.

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